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Diese Geschichte der Swabeedoodahs fasziniert mich schon seit sehr vielen Jahren, denn viele Menschen unter uns, die in fast allen gesellschaftlichen Gruppen zu finden sind, möchten Swabeedoodahs sein, möchten wie die Swabeedoodahs handeln.

Und dann gibt es eben auch den Kobold, der ....

Die kleinen Leute von Swabeedoo.

(nacherzählt, ursprünglicher Autor unbekannt)


Vor langer, langer Zeit lebten kleine Leute auf der Erde.

Die meisten von ihnen wohnten im kleinen Dorf Swabeedoo und nannten sich Swabeedoodahs. Sie waren sehr glücklich und liefen herum mit einem Lächeln bis hinter die Ohren und grüßten jedermann.


Was die Swabeedoodahs aber am meisten liebten, war, einander warme, weiche Pelzchen zu schenken. Ein jeder trug über seiner Schulter einen Beutel, und der Beutel war gefüllt mit weichen Pelzchen. So oft sich Swabeedoodahs trafen, gab gewöhnlich der eine dem anderen ein Pelzchen. Nun ist es besonders schön, jemandem ein warmes, weiches Pelzchen zu geben: Es sagt dem anderen, er sei etwas Besonderes; es ist eine besondere Art zu sagen:" Ich mag Dich!"
Und selbstverständlich ist es sehr erfreulich, ein solches Pelzchen zu bekommen. Wenn man Dir ein Pelzchen anbietet, wenn Du es nimmst und fühlst, wie warm und flaumig es an Deiner Wange ist, und wenn Du es sanft und leicht in Deinen Pelzchenbeutel zu den anderen legst, dann ist es wundervoll.

Du fühlst Dich anerkannt und geschätzt, wenn jemand Dir ein warmes Pelzchen gibt, und Du möchtest ihm ebenfalls etwas Schönes tun. Die kleinen Leute von Swabeedoo gaben gerne weiche Pelzchen und bekamen gerne weiche Pelzchen, und ihr gemeinsames Leben war ohne Zweifel sehr glücklich und froh.


Außerhalb des Dorfes, in einer kalten, dunklen Höhle, wohnte ein großer, grüner Kobold. Er wollte eigentlich nicht alleine wohnen. Und manchmal war er nicht nur allein, sondern er fühlte sich auch sehr einsam.

Aber er schien mit niemandem auszukommen und irgendwie mochte er es nicht, warme, weiche Pelzchen auszutauschen.
Er hielt dies für großen Unsinn.


Eines Abends ging der Kobold in das Dorf Swabeedoo und traf dort einen kleinen freundlichen Swabeedoodah. "War heut' nicht ein schöner Swabeedoodah-Tag?" Sagte die kleine Person zum Kobold lächelnd. "Hier, nimm ein warmes, weiches Pelzchen; dieses ist ein besonderes, ich habe es eigens für Dich aufbewahrt, weil ich Dich so selten sehe."
Der Kobold schaute sich um, ob ihnen auch niemand anderes zuhörte. Dann legte er seinen Arm um den kleinen Swabeedoodah und flüsterte ihm ins Ohr: "Hör mal, weißt Du denn nicht, dass wenn Du alle Deine Pelzchen weg gibst, sie Dir dann an einem Deiner schönen Swabeedoodah-Tage ausgehen werden?"


Der Kobold bemerkte plötzlich einen erstaunten Blick und Furcht im Gesicht des kleinen Mannes. Und während der Kobold in den Pelzbeutel des kleinen Mannes hineinschaute, fügte er hinzu: "Jetzt, würde ich sagen, hast Du kaum mehr als 217 weiche Pelzchen übrig. Sei lieber vorsichtig mit dem Verschenken!"
Und damit tappte der Kobold auf seinen großen, grünen Füßen davon und ließ einen verwirrten und unglücklichen Swabeedoodah zurück. Der Kobold wusste ganz genau, dass ein jeder der kleinen Swabeedoodahs einen unerschöpflichen Vorrat an Pelzchen besaß. Gibt man nämlich jemandem ein warmes, weiches Pelzchen, so wird es sofort durch ein anderes ersetzt, so dass einem sein ganzes Leben lang die warmen, weichen Pelzchen niemals ausgehen können.
Doch der Kobold verließ sich auf die gutgläubige Natur der kleinen Leute – und noch auf etwas anderes, das er bei sich selbst entdeckt hatte. Er wollte herausfinden, ob es auch in den kleinen Swabeedoodahs steckte. Auf diese Weise belog der Kobold den kleinen Mann aus Swabeedoo, kehrte in seine Höhle zurück und wartete.

Es dauerte nicht lange. Der erste, der vorbeikam und den kleinen verunsicherten Swabeedoodah begrüßte, war ein guter Freund von ihm, mit dem er schon viele weiche Pelzchen ausgetauscht hatte. Dieser stellte mit Überraschung fest, dass er nur einen befremdeten Blick erhielt, als er seinem Freund ein Pelzchen gab.
Dann wurde ihm noch empfohlen, auf seine abnehmenden Pelzvorräte zu achten, und sein Freund verschwand ganz schnell.


Und jener Swabeedoodah bemerkte am gleichen Abend noch drei anderen gegenüber: "Es tut mir leid, aber ich habe kein warmes, weiches Pelzchen mehr für Dich. Ich muss aufpassen, daß sie mir nicht ausgehen."


Am nächsten Tag hatte sich die Neuigkeit im ganzen Dorf verbreitet. Jedermann hatte plötzlich begonnen, seine Pelzchen aufzuheben. Man verschenkte zwar immer welche, aber sehr, sehr vorsichtig. "Unterscheide!" sagten sie. Die kleinen Swabeedoodahs begannen einander misstrauisch zu betrachten, und sie verbargen ihre Beutel mit den warmen, weichen Pelzchen während der Nacht vorsichtigerweise unter ihrem Bett.


Streitigkeiten brachen darüber aus, wer die meisten Pelzchen hat. Und schon begannen die Leute, warme, weiche Pelzchen gegen Sachen einzutauschen anstatt sie einfach zu verschenken.

Der Bürgermeister von Swabeedoo stellte amtlich fest, dass die Zahl der warmen, weichen Pelzchen begrenzt sei, rief sie als Tauschmittel aus, und schon zankten sich die Leute darüber, wieviele Pelzchen ein Mahl oder eine Übernachtung im Hause eines jeden kosten sollte.


An manchen dämmrigen Abenden war man draußen nicht mehr sicher. An Abenden, an denen die Swabeedoodahs früher in dem Park und auf den Straßen spazieren gingen und einander grüßten, um einander warme weiche Pelzchen zu schenken blieb man vorsichtshalber lieber zu Hause. In einigen Fällen soll es sogar zu Räubereien wegen der Pelzchen gekommen sein.


Das Schlimmste von allem – an der Gesundheit der kleinen Leute begann sich etwas zu ändern. Viele klagten über Schmerzen in den Schultern und im Rücken. Mit der Zeit befiel die kleinen Swabeedoodahs mehr und mehr einen heimtückische Krankheit, bekannt als Rückrat-Erweichung. Sie liefen gebückt umher und (in den schlimmsten Fällen) bis zum Boden gebeugt.

Ihre Pelzchenbeutel schleiften sie auf dem Boden mit sich. Viele Leute im Dorf fingen nun an zu glauben, dass das Gewicht des Beutels die Ursache der Krankheit sei, und dass es besser wäre, den Pelzchenbeutel zu Hause einzuschließen.

Binnen kurzem konnte man kaum noch einen Swabeedoodah mit einem Pelzchenbeutel antreffen.


Zuerst war der Kobold mit dem Ergebnis seiner Lügen zufrieden.

Er hatte herausfinden wollen, ob die kleinen Leute auch so fühlen und handeln würden wie er selbst, wenn er selbstsüchtige Gedanken pflegte.

Und er fühlte sich erfolgreich, so wie die Dinge liefen. Wenn er nun in das Dorf kam, grüßte man ihn nicht länger mit einem Lächeln und bot ihm keine weichen Pelzchen an. Statt dessen starrten ihn die kleine Leute misstrauisch an, so wie sie auch einander misstrauisch anstarrten.
Und ihm war's auch lieber so. Für ihn bedeutete dies, der Wirklichkeit ins Auge zu schauen: "So ist die Welt", pflegte er zu sagen.


Mit der Zeit ereigneten sich aber schlimmere Dinge, vielleicht wegen der Rückrat-Erweichung, vielleicht auch deshalb, weil den kleinen Leuten von Swabeedoo niemand jemals ein warmes, weiches Pelzchen gab, starben einige der kleinen Leute. Nun war alles Glück aus dem Dorf Swabeedoo verschwunden, und es betrauerte das Dahinscheiden seiner kleinen Leute.

Als der Kobold davon hörte, sagte er zu sich selbst: "Mein Gott, ich habe ihnen nicht den Tod gewünscht. Ich wollte ihnen nur zeigen, wie die Welt wirklich ist." Und er überlegte, was man jetzt machen könnte, und erdachte einen Plan.
Tief in seiner Höhle hatte der Kobold eine geheime Mine von kaltem, stacheligem Gestein entdeckt. Er hatte viele Jahre damit verbracht, die stacheligen Steine aus dem Berg zu graben, denn er liebte deren kaltes, prickliges Gefühl, und er blickte gern auf den wachsenden Haufen kalter, stachliger Steine im Bewußtsein, dass sie alle ihm gehörten. Er entschloss sich, sie mit den Swabeedoodahs zu teilen.


So füllte er hunderte von Säcken mit den kalten, stachligen Steinen und nahm sie mit ins Dorf. Als die kleinen Leute die Säcke sahen, waren sie froh und nahmen sie dankbar an.


Nun hatten sie wieder etwas, was sie sich schenken konnten.


Das einzig Unangenehme war, dass es nicht so viel Spaß machte, kalte, stachelige Steine zu verschenken wie warme, weiche Pelzchen. Einen stacheligen Stein zu geben war gleichsam eine Art, dem anderen die Hand zu reichen - aber nicht so sehr aus Freundschaft und Liebe.


Auch einen stacheligen Stein zu bekommen war mit einem eigenartigen Gefühl verbunden. Man war nicht ganz sicher, was der Geber damit meinte, denn schließlich waren die Steine kalt und stachelig.

Es war ganz nett, etwas von einem anderen zu erhalten, aber man blieb verwirrt und oft mit zerstochenen Fingern zurück. Wenn ein Swabeedoodah ein warmes, weiches Pelzchen bekam, dann sagte er gewöhnlich: "Wow!" Wenn ihm aber jemand einen kalten, stacheligen Stein reichte, gab es gewöhnlich nichts anderes als ein "ugh"!


Einige der kleinen Leute aus Swabeedoo begannen eines Tages wieder, einander warme, weiche Pelzchen zu geben und jedesmal, wenn ein warmes, weiches Pelzchen geschenkt wurde, machte es den Schenkenden und den Beschenkten wirklich sehr glücklich.

Vielleicht war es nur deshalb so ungewöhnlich von jemandem ein warmes, weiches Pelzchen geschenkt zu bekommen, weil so viele kalte, stachelige Steine ausgetauscht wurden.


Das Schenken von warmen, weichen Pelzchen wurde nie mehr Mode in Schwabeedoo, denn die Kunst Pelzchen zu schenken wurde nicht von vielen gepflegt.

Nur wenige der kleinen Leute entdeckten, dass sie fortfahren konnten einander warme, weiche Pelzchen zu schenken, ohne dass ihre Vorräte ausgingen.


Das Misstrauen steckte tief in den kleinen Leuten von Swabeedoo. Man konnte aus ihren Bemerkungen heraushören:
Welche warmen, weichen Pelzchen? Was steckt wohl dahinter?


Ich weiß niemals, ob meine warmen, weichen Pelzchen auch wirklich geschätzt werden.


Ich habe ein warmes, weiches Pelzchen gegeben und bekam dafür einen stacheligen Stein. So dumm bin ich nie wieder.


Man weiß nie, wo man dran ist: Jetzt ein warmes, weiches Pelzchen und im nächsten Augenblick einen stacheligen Stein.


Gibst Du mir keinen stacheligen Stein, dann gebe ich Dir auch keinen. OK?


Ich möchte meinem Jungen ein warmes, weiches Pelzchen geben, aber er verdient es nicht.


Manchmal frage ich mich, ob Großvater noch ein Pelzchen auf der Bank hat?


Wahrscheinlich wäre jeder Bürger von Swabeedoo gern zu jenen frühen Tagen zurückgekehrt, als das Schenken von warmen, weichen Pelzchen noch üblich war. Manchmal dachte solch ein kleiner Mann bei sich: Wie schön wäre es doch von jemandem ein warmes, weiches Pelzchen zu bekommen! Und in Gedanken ging er hinaus und begann, jedem ein warmes, weiches Pelzchen zu schenken wie in vergangenen Tagen.


Aber etwas hielt ihn stets davon zurück es wirklich zu tun. Gewöhnlich war es einfach dies, dass er hinausging und sah, "wie die Welt wirklich ist".



Auch in unserem beruflichen und privaten Alltag begegnen uns immer wieder viele Kobolde.


Wohl dem Menschen, der diese Kobolde sofort erkennt und der sich von ihnen nicht irritieren lässt!

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